Wirtschaftliche Videoproduktion

Getrieben durch die Verbreitung von Smartphones werden anleitende Videos – sogenannte Instruktionsvideos – zunehmend in großer Zahl produziert. Die klassische Videoproduktion stößt wirtschaftlich an ihre Grenzen. 

Konzeption und Standardisierung

Eine wirtschaftliche Videoproduktion erfordert konzeptionelle Gedanken zu einem Medienkonzept und zur Verzahnung und Integration der Videos in die bestehende Informationslandschaft: Etiketten, gedruckte Anleitungen, digitale Anleitungen als PDF oder HTML, Online-Kataloge, Verpackungen und vieles mehr.

Regeln und Standards, im Redaktionsleitfaden dokumentiert, sind bewährte Mittel um Informationen strukturiert und reproduzierbare Qualität zu erstellen. Dieser Effekt wirkt sich bei Videos aufgrund der hohen Komplexität im Erstellungsprozess besonders stark aus. Lässt sich das Erfolgsmodell „Redaktionsleitfaden“ auf die Videoproduktion übertragen?

Untersuchungen aus einem Forschungsprojekt haben gezeigt: Funktionsdesign ist die geeignete Standardisierungsmethode auch für Videos. Dabei spielt auch keine Rolle, ob das Video ein Realfilm, eine Animation, ein Screencast oder eine Kombination ist. Sie können Ihren Redaktionsleitfaden mit Funktionsdesign um das Medium Video erweitern und die Regeln zu Verzahnung zu anderen Kodierungen wie Text oder Text-Bild erweitern.

Neben der Standardisierung, der Einbettung in ein Gesamtkonzept und der technischen Umsetzung stellt sich die Frage nach den Kosten und der Wirtschaftlichkeit einer Videoproduktion. Die initiale Konzeptionsphase hat dabei einen starken Einfluss auf die Lebenszykluskosten der geplanten Videos. Dazu können Sie mehr in unseren Beiträgen zur Informationslandschaft und Konzeptarbeit  lesen.

Für die Realisierung schließt sich die Toolfrage direkt an und muss frühzeitig betrachtet werden: Welche Tools werden für die Erstellung, Pflege und Publikation eingesetzt?

Den Aufwand für ein fundiertes Konzept sollten Sie nicht scheuen, denn er hat einen starken Einfluss auf die Lebenszykluskosten Ihrer geplanten Videos. So haben wir in einem spezifischen Projekt nachgewiesen, dass sich das Konzept bereits nach sieben Videos amortisiert hat.

Lebenszykluskosten eines Videos

Um die Kosten eines Videos abschätzen zu können, betrachten wir den gesamten Lebenszyklus eines Videos mit Erstellung und Pflege. Dieser besteht aus vier Phasen.

Die Erstellung neuer Videos besteht aus drei Phasen: Pre-Produktion, Produktion und Post-Produktion. Die Kostenstruktur entlang der Erstellungsphasen ist teilweise fix, sprungfix oder variabel. Kostenvorteile ergeben sich maßgeblich aus der konzeptionellen Vorarbeit. Der Einfluss auf die Kosten in der Produktion und Post-Produktion ist dabei besonders hoch: Durch Standards und Regeln im Redaktionsleitfaden werden beispielsweise unnötige Korrekturschleifen vermieden. Die Standardisierung ermöglicht eine durchgängig hohe Qualität des Ausgangsmaterials, wodurch Nacharbeiten in der Post-Produktion gering bleiben.

In der Pflege geht es um die Aktualisierung und Änderung bestehender Videos. Das alltägliche Geschäft der Redaktion, die Aktualisierung und Änderung von bestehenden Informationsprodukten, gibt es ebenso im Videobereich. Der Änderungsbedarf bei Videos kommt wie bei allen Informationsprodukten beispielsweise aus Gesetzen und Normen, Produktänderungen oder Änderungen an Gestaltungsvorgaben wie das Corporate Design. Die Änderungen fallen bezüglich Komplexität und Aufwand daher unterschiedlich aus:

  • Einfache Änderungen: Textfehler korrigieren oder aufmerksamkeitssteuernde Elemente anpassen
  • Moderate Änderungen: neue Sprachvarianten oder Texteinblendungen ergänzen
  • Schwerwiegende Änderungen: Fehler in dargestellten Handlungsanweisungen korrigieren. Diese Änderungen sind besonders aufwändig, da hierzu oft zusätzliches Videomaterial erforderlich ist.
Videopool

Grundsätzlich skalieren Pflegeaufwand und Kosten mit der Anzahl der aktiven Videos. Die Pflege eines Videopools profitiert von klaren Standards, sowohl durch konsistente Qualität als auch durch die Chance, die Gültigkeiten der Videos zu optimieren: Standardisierte Videos lassen sich klarer einem Produktspektrum zuordnen und wiederverwenden.

Urheberrecht

Auf dem Schirm statt unter dem Radar: Änderungen an Videos, die in der Regel nicht vollständig unternehmensintern produziert werden, unterliegen dem Urheberrecht und bedürfen einer vertraglichen Regelung zum Umgang der Nutzungsrechte mit dem Urheber. Durch die Notwendigkeit Videos zu pflegen, besteht der Bedarf, vollständige Nutzungs- und Änderungsrechte zu erwerben.

Priorisierung von Ressourceneinsatz

Gerade bei Videos ist der zeitliche und monetäre Aufwand nicht zu unterschätzen. Der Pflegeaufwand führt zu Personalbedarf. Die Erstellung und das Hosting führen zu monetären Aufwänden. Ein tragfähiges Konzept berücksichtigt daher immer eine sinnvolle Priorisierung der Produkte oder Produktgruppen, die Videos erhalten.